Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. (Mt 10,27)

 

 

 

 

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Die Fastenzeit umfasst sechs Sonntage, wobei diese der österlichen Busszeit Struktur verleihen und sie unterbrechen. Jeder von ihnen hat einen bestimmten Namen und jedem von ihnen kommt eine besondere liturgische Bedeutung zu.

Erster Fastensonntag: Invocabit
Dieser Name stammt vom Eröffnungsvers dieses Sonntags, der dem Psalm 91 entnommen ist: «Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören.» Dieser erste Fastensonntag lenkt den Blick auf das Fasten Jesu und seine vierzigtägige Wüstenzeit.

Zweiter Fastensonntag: Reminiscere
Die Worte aus dem Psalm 25 «Denk an dein Erbarmen, Herr» stehen über dem zweiten Fastensonntag. Auch für den zweiten Fastensonntag gibt es ein festes Thema. Die Evangelien, in allen drei Lesejahren, berichten von der Verklärung Jesu auf dem Berg und von der Ankündigung seines Leidens und seiner Auferstehung.

Dritter Fastensonntag: Oculi
Die Liturgie des dritten Fastensonntags beginnt mit den Worten «Meine Augen schauen stets auf den Herrn» (Ps 25,15). Am Sonntag «Oculi» variieren die The- men der Lesungstexte je nach Lesejahr. In diesem Jahr (Lesejahr C) geht es im Evangelium nach Lukas um Besinnung und Umkehr und es wird das Gleichnis vom Feigenbaum erzählt.

Vierter Fastensonntag: Laetare
Der Eingangsvers macht deutlich, welcher Ruf diesem Sonntag zugrunde liegt: «Freue dich, Jerusalem» (Jes 66,10). Der vierte Fastensonntag ist gewissermassen das Pendant zum dritten Adventssonntag. An beiden Tagen geht es um Freude, um Vorfreude auf das grosse Fest, auf welches uns die Fastenzeit vorbereitet.

Fünfter Fastensonntag: Judica (Passionssonntag)
«Richte mich, o Gott» (Ps 43,1) – An diesem Sonntag werden in den Kirchen die Kreuze und Bilder verhüllt. Der Gekreuzigte soll den Blicken der Gläubigen entzogen sein, damit sie am Karfreitag neu das Kreuz und den, der an ihm gestorben ist, vor Augen haben. Es ist gewissermassen ein Fasten für die Augen, um den Blick neu zu schärfen für das, was man sonst als ganz gewöhnlich und alltäglich ansieht.

Palmsonntag: Palmarum, Dominica in Palmis de passione Domini
«Du aber, Herr, halte dich nicht fern» (Ps 22,20.22) – Der Palmsonntag ist der letzte Sonntag der österlichen Busszeit. Er ist Eingangspforte zur Heiligen Woche, mit ihm beginnt alljährlich die Liturgie der Kartage. Der Palmsonntag beginnt mit Jubel bei der Segnung der Palmzweige, mit dem Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem und mit der feierlichen Prozession der Gläubigen in die Kirche. Doch bald ändert sich die Stimmung. Die Lesungen und die Leidensgeschichte weisen schon auf das Leiden und Sterben Jesu hin. So endet die Liturgie mit grösster Stille und leitet sehr behutsam hinüber in die Karwoche.

Marcel Walder, Sakristan